Angelica Bäumer

Autorin * Journalistin * Kunstkritikerin

 

Angelica Bäumer war Autorin, Journalistin, Kuratorin und Kunstkritikerin – und lebte in Wien. Sie wurde am 15. Jänner 1932 als Tochter der Kunstmaler Eduard Bäumer und Valerie Bäumer in Frankfurt am Main geboren. Ihre Mutter stammte aus einer jüdischen Wiener Fabrikantenfamilie, und so emigrierte die Familie 1933 nach Salzburg, wo sie auf dem Kapuzinerberg und später am Mönchsberg wohnte. Unterstützt durch die Familie Grasmayr konnte Eduard Bäumer ein großes Atelier betreiben und Dichterlesungen veranstalten. 1944, die Eltern hatten Zwangsarbeit, überlebten die drei Kinder (Angelica war die Älteste, verantwortlich für die 8- und 3-Jährigen) als U-Boote, in der Pfarre Großarl. Es war der mutige Pfarrer Balthasar Linsinger, der sie aufnahm und ihnen das Leben rettete. 1945 konnten sie wieder nach Salzburg zurückkehren. Ab 1948 übernahm Eduard Bäumer die Meisterklasse für Malerei an der Akademie für angewandte Kunst in Wien und wurde 1950 zum Professor ernannt.
 
Von 1949 bis 1953 studierte Angelica Bäumer in Wien Musik, Kunstgeschichte und Architektur. Als langjährige ORF-Mitarbeiterin war sie für zahlreiche Kunstbeiträge in Hörfunk und Fernsehen verantwortlich. Sie organisierte Ausstellungen und Symposien, war Kommissarien von Biennalen in Sydney und Puerto Rico und hat sich als Autorin von Kunstbüchern und Kunstkatalogen einen Namen gemacht (z.B. Gottfried von Einem, Switbert Lobisser, Irma Rafaela Toledo, Erich Lessing, Gustav Klimt – Frauen u.a.). Sie war langjährige Präsidentin des Freundevereins „Künstlerhaus Wien“ und beruflich Ministersekretärin in der Kunstsektion des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Sport.

Im November 2022, mit fast 91 Jahren, veröffentlichte Angelica Bäumer ihr Buch „Geschichte eines Kindes 1932–1945“ (Wien 2022, www.theodorkramer.at). Darin erzählt sie von der tief prägenden Zeit ihrer Kindheit, in der sie gemeinsam mit ihrer jüdischen Familie durch großes Glück die NS-Verfolgung in einem Versteck überlebt hat. Der Bogen ihrer Geschichte spannt sich von der Sorglosigkeit, der Heiterkeit eines Künstlerlebens, über die Flucht, Angst, Denunziation, Verfolgung und Lebensgefahr bis zum Ende des Schreckens. Geblieben ist eine lebenslange Angst. Es sind Jahrzehnte vergangen, aber Verfolgung und Ausgrenzung sind bis heute aktuell. Und immer noch leiden vor allem Kinder und junge Menschen. Die Geschichte ist zeitgebunden – und doch zeitlos. Vertreibung und Vernichtung haben nicht aufgehört.

Am diesem Abend im Aktionsradius wurde auch die eindrucksvolle Dokumentation „Zeugin der Zeit: Angelica Bäumer. Eine Kindergeschichte“ gezeigt, die in der ARD-Mediathek unter diesem Link abrufbar ist (ARD alpha, Deutschland 2022, 44 min., www.ardmediathek.de).
 
Im Auftrag des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes und (in gekürzter Form) für „A Letter To The Stars“ (2005) wurde auch die Biografie von Angelica Bäumer veröffentlicht. Angelica Bäumer verstarb am 18. Juli 2025 im 93. Lebensjahr in Wien. 

Galerie
 

Geschichte eines Kindes 1932–1945 | Salongespräch mit Angelica Bäumer
Aufzeichnung des Livestreams vom 9.11.2023 im Aktionsradius Wien.

Im Gespräch mit Ania Gleich erzählt uns Angelica Bäumer ihre Lebensgeschichte und präsentiert das Buch, das mit Zeichnungen ihrer Eltern, der Kunstmaler Eduard und Valerie Bäumer, sowie Kinderzeichnungen, illustriert ist.

BUCH-TIPP:
Angelica Bäumer
DIE GESCHICHTE EINES KINDES von 1932 bis 1945  
Mit Bildern von Eduard und Valerie Bäumer und der Verfasserin.
Erschienen 2022 im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 
124 Seiten, EUR 30,–  |  ISBN 978-3-903522-08-4
www.theodorkramer.at

Angelica Bäumer akustisch


Gestaltet von Mischa G. Hendel
 

Die Geschichte eines Kindes: Angelica Bäumers Kindheit 1932-1945
Ausgestrahlt am 25.12.2023 im Radio AugartenStadt
Musik: Intrumentale Reggae-Rhythmen der LionRiddims
Dauer 57 min.